Line Dance Geschichte
Es gibt verschiedene Ansichten über den Ursprung von Line Dance. Man nimmt an, dass er seine Wurzeln im Folkloretanz hat. Der Paartanz ist eine spätere Form, die sich nicht in allen Völkern der Erde findet. Insofern ist der Line Dance die moderne Ausprägung des ursprünglichen Tanzes. Als im 19. Jahrhundert die vielen europäischen Einwanderer nach Nordamerika kamen, brachten sie ihre verschiedenartigsten Volkstänze mit.
Die zweite Hälfte des 19 Jahrhunderts war die Zeit der Cowboys. Auf ihrer beschwerlichen Fahrt mit den Planwagen durch das Land legten sie immer wieder einmal Rasttage ein. Ihre Arbeiten waren hart, lebensgefährlich und nicht gut bezahlt. Stundenlang saßen sie im Sattel, um auf die Rinderherden zu achten, sie zusammen zu halten oder auf andere Weideflächen zu treiben. Dabei waren sie den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert. Eine Möglichkeit an zusätzliches Geld zu kommen waren Rodeodisziplinen. Auf diese Weise Geld zu verdienen, war jedoch lebensgefährlich. Viele brachen sich die Knochen, andere ließen dabei ihr Leben.
Jedoch hatten alle Cowboys etwas gemeinsam, knappe Freizeit. Erholung und Gesellschaft waren sehr rar. So saßen sie am Lagerfeuer oder in kargen Unterkünften beisammen, erzählten sich Geschichten aus vergangen Tagen, sangen Lieder, bei denen sie dann ihre Musik spielten und tanzten. Da Frauen „Mangelware“ waren, tanzten einst nur die Männer. Die vielen verschiedenen Völker hatten unterschiedliche Tänze. Sie sahen es von den Einwanderern, übernahmen diese Art von Tanz, die sich dann wahrscheinlich vermischten und woraus sich später Ihr eigener traditioneller Western Stil entwickelte. So entwickelte sich der heutige Line Dance, wie einige vermuten.
Aber nicht nur Cowboys fand man unter den Tanzenden, sondern immer wieder einige Cowgirls. So konnten sich wahrscheinlich auch einige Partnertänze entwickeln, wie der Two-Step, auch der heutige Round- und Square-Dance. Diese Art und Weise seine Freizeit zu gestalten, förderte gleichzeitig die Gemeinschaft. Diese Tänze sind durch einfache bestimmte Schrittkombination gekennzeichnet, die von den Cowboys durch Showeinlagen, wie z.B. Drehungen aufgelockert wurden. Auch der Country Flair, welcher die Kultur jener Zeit widerspiegelt, hatte eine große Bedeutung.
Line Dancing ist eine eigenständige Tanzart. Man tanzt „in Line“ also in einer Linie, wobei die Tänzerinnen und Tänzer alleine in Reihen vor- und nebeneinander gemeinsam tanzen. Diese Art zu tanzen erfordert keinen Partner, die Gruppe ist der Partner. Hier gibt es eine eigene Terminologie und spezielle Schrittmuster. Die Schrittfolgen werden zu einer bestimmten Anzahl von Takten getanzt und wiederholen sich regelmäßig, häufig mit einem oder mehreren Richtungsänderungen.
Meist hat ein Autor eine Choreografie speziell für einen Musiktitel entwickelt, oft werden für die Schrittfolgen aber auch alternative Musiktitel angegeben. Die Fixierung von Choreografien erfolgt per Schrittbeschreibung (engl. step sheet). Traditionell wird zu Country-Musik getanzt. Aktuelle Interpreten wie Shania Twain oder Alan Jackson werden gerne aufgegriffen, aber auch vor aktuellen Pop-Songs oder Rock’n’roll-Oldies wird kein Halt gemacht. Line Dance ist für jede Altersstufe geeignet. Die Hauptsache ist, man hat Freude am Tanzen und hört gerne Country-Musik.
Aufbau
Die Schrittfolgen wiederholen sich je nach Schwierigkeitsgrad oft nach 16, 32, 48, 64 oder 72 Schritten. Je nach Anzahl und Abfolge der im Tanz enthaltenen Drehungen können die Tänzer nach Ende der Schrittfolge in eine andere Richtung (eng: Wall) blicken. Man spricht daher von 1-Wall-, 2-Wall– oder von 4-Wall-Tänzen.
Es gibt Tänze, die als phrased bezeichnet werden und die sich durch eine Aneinanderreihung von Einzelsequenzen darstellen. Hierbei werden mehrere Passagen so kombiniert, dass sie dem Musikstück weitestgehend angeglichen sind. Kleinere Abweichungen von einem Standard-Muster werden dagegen als restart (Abbruch der Sequenz mit Neustart) oder tag/Brücke (spezielle Überleitung mit wenigen Takten) bezeichnet; weiterhin gibt es Initial- und Final-Sequenzen, die allesamt nur mit einer speziellen Interpretation des entsprechenden Musikstücks sinnvoll zu kombinieren sind.
Musik und Tänze
Die Choreografien tragen Namen wie beispielsweise Canadian Stomp, Electric Slide oder Galway Girl. Während Anfänger mit einem Repertoire von 20 Tänzen zu fast jeder Musik einigermaßen passende Schrittfolgen finden, beherrschen Fortgeschrittene oft mehrere hundert Tänze. Dank des Internets können die Beschreibungen der Tänze schnell weltweit publiziert werden, auf einzelnen Seiten sind teilweise über 20.000 Tänze aufgelistet.
Meist hat ein Autor eine Choreografie speziell für einen Musiktitel entwickelt, oft werden für die Schrittfolgen, aber auch alternative Musiktitel angegeben. Der Trend geht aber auch dahin, Choreografien zu schaffen, dass Line Dance auch in Discotheken unter den Jugendlichen schnell wachsende Beliebtheit findet.
Die einzelnen Tänze lassen sich nach ihrer Verwandtschaft zu anderen Tanzstilen in Gruppen kategorisieren. Es finden sich dabei Begriffe wie Walzer, Cha-Cha, Rumba, Polka und viele weitere Klassen und Bezeichnungen des Paartanzes wieder.
Kleidung
Die Tanzform stammt aus den USA. Viele Tänzerinnen und Tänzer üben ihren Sport auch in entsprechender Westernkleidung aus. Wichtige Accessoires sind dabei Stiefel, Gürtel mit dekorativer Schnalle, Bolotie (eine Art Krawatte aus Lederschnur) und Cowboyhut. Grundsätzlich gilt: Tanz in dem Outfit in dem Du Dich wohl fühlst.
1978 löste der Film „Saturday Night Fever“ eine Tanzwelle aus. 1980, als sich die Grenze zwischen Country und Pop zu verwischen begann, kam John Travolta mit dem Film „Urban Cowboy“ heraus, der neuerlich eine Lawine ins Rollen brachte, diesmal mit der Mode, der Musik und den Tänzen im Western Stil. Jetzt stiegen die Medien darauf ein und förderten diesen Trend zusätzlich. 1993 gelang „Line Dancing“ der weltweite Durchbruch mit dem Hit „AckyBreakyHeart“.
Beim Line Dance können Personen, die sich nicht kennen und möglicherweise keine gemeinsame Sprache sprechen, miteinander tanzen. Als das grundsätzliche Verbreitungsgebiet gelten der Süden und der mittlere Westen der USA. Heute finden sich auch in europäischen Ländern wie Deutschland, England, den Niederlanden und Österreich sowie in Ostasien zahlreiche Anhänger in lokalen und nationalen Organisationen.
In Deutschland ist Line Dance als Freizeitsport seit 2002 anerkannt. Im Rahmen des Deutschen Tanzsportabzeichens (DTSA) gibt es eine eigene Prüfung für Line Dance.